Im Detail hängt das von den Satzungsregelungen der jeweiligen Partei oder Wählergemeinschaft und vor allem von der Ausgestaltung vor Ort ab.
Gerade in kleinen Orten bietet es sich an, einen Ortsverband zunächst recht informell zu gründen, als zwar faktisch von der höheren Gliederung (idR dem Kreisverband) unabhängige, rechtlich ihr aber eingegliederte Untereinheit, z.T. heißt sowas dann „Ortsgruppe“.
- Das bedeutet dann etwa, dass ihr kein eigenes Konto eröffnet, sondern euch ggf. vom Kreisverband Mittel zurückgestellt werden (häufig durch in einer bloßen Exceltabelle vermerkten Rückstellungen), somit aber auch keinen Kassenwart und keine Kassenprüfung braucht.
- Es bedeutet auch, dass ihr, wenn es um die Aufstellung einer offiziellen Liste für die Kommunalwahl geht, nicht selbst die Liste vorschlagen könnt, sondern es der Beteiligung und Unterschrift des Kreisvorstandes bedarf. Dafür müsst ihr aber auch keine eigene intensive Mitgliederverwaltung (inkl. Beitragsverwaltung) machen, das übernimmt der Kreisverband. Für die interne Kommunikation reicht eine Mailingliste, die der Kreisverband für euch einrichten kann.
- Entsprechend frei ist der Ortsverband darin, zu bestimmen, wer ihn vertreten soll – das können dann unter Umständen (vorher mit dem Kreisverband die Rahmenbedingungen abstimmen!) sogar Nicht-Parteimitglieder oder Minderjährige sein. Auch die Größe des Vorstands bzw. die Bezeichnungen (Sprecher oder Vorsitzende?) könnt ihr vor Ort wählen.
Für uns hat sich dieses Modell absolut bewährt, weil es uns eine Menge Formalia gespart hat, die bloß Zeitfresser gewesen wären. Wir haben uns trotzdem eine kleine Geschäftsordnung gegeben, in der wir ein paar vereinbarte Umgangsregeln niedergelegt haben. Insgesamt sind wir aber mit dem Motto „Keep it simple“ gut gefahren. Geschäftsordnungsanträge und übermäßig formalisierte Debatten haben zB im Bundestag ihre Berechtigung, in kleinen Ortsverbänden schießt man da mit Kanonen auf Spatzen – und verleidet fast allen den Spaß am Engagement (disclaimer: Ich war ein leidenschaftlicher Formalist. Nicht umsonst habe ich dann Jura studiert. Aber die meisten Leute sind da eben anders gestrickt… ich mittlerweile vielleicht sogar selbst.)
Politisch hatten wir die gleiche Handlungsfreiheit wie wir sie bei einer vollständigen Gründung gehabt hätten. Das ist am Ende aber natürlich eine Frage der vor Ort gelebten Kultur und des Vertrauens – schließlich treffen die Rechtsfolgen der Handlungen des OV unter Umständen den Kreisverband.
Bei den Grünen ist es an sich zB ohnehin üblich, dass viele Veranstaltungen nicht nur allen Mitgliedern, sondern auch interessierten Nichtmitgliedern offen stehen und gerade auf kommunaler Ebene auch deren dauerhafte Mitarbeit gern gesehen ist. Aber auch in anderen Parteien läuft man oftmals offene Türen ein, wenn man sich einbringen oder auch bloß mal schnuppern möchte! Am besten einfach vor Ort bzw. beim Kreisverband mal anfragen, wie das gehandhabt wird!