Einerseits stößt Schubladendenken in Kommunalpolitik an seine Grenzen. Andererseits finde ich eine Unterscheidung ganz nützlich:

  • Leute, die Politik vornehmlich in den strukturierten Formen „klassischer“ Kommunalpolitik, also Partei- und Gremienarbeit, ausüben wollen einerseits und
  • Leute, die abseits dessen über Aktionen und Veranstaltungen wirken und sich vor allem mit Gleichgesinnten vernetzen wollen und denen Formalia, Haushaltspläne und Wahlkämpfe ein Graus sind.

Ich glaube, dass beide Aspekte ihre Berechtigung haben und sich durchaus gegenseitig befruchten können. Wenn ich für die Unterscheidung plädiere, dann nicht, um eine Hierarchie aufzumachen, sondern um beidem gerecht zu werden: Eine friedliche, gut koordinierte Koexistenz kommt nach meiner Erfahrung beiden Seiten eher entgegen als der Anspruch, beides stetig von allen bespielen lassen zu wollen und so lauter eierlegende Wollmilchsäue zu haben oder auch der Versuch, sich zwischen beidem zu entscheiden, sodass ein Tauziehen entsteht, weil der Ortsverband einer zweiköpfigen Schlange aus Jim Knopfs Tausend-Wunder-Wald gleicht und sich zwischen den Polen aufreibt.

Ganz am Anfang ist die Differenzierung noch schwer, weil die Strukturen und Usancen ja erst wachsen müssen, man die Vorstellungen noch nicht intensiv abgeglichen und aneinander angepasst hat und anfangs noch alle voller Energie das tun wollen, wofür sie gekommen sind. Hat man erst eine Fraktion in der Gemeindevertretung/im Stadtrat, fällt die Differenzierung später viel leichter, weil man gewissermaßen zwei Organe hat, die jeweils schwerpunktmäßig auf den einen bzw. den anderen Politikstil zugeschnitten werden können.

Es hilft schon sehr, diese Unterschiede bloß transparent zu machen. Dann kann man gemeinsam darauf hinwirken, dass beide Seiten ihren Raum bekommen und wertschätzend miteinander umgehen können.  Sitzungszeit ist wie auch alle anderen Ressourcen ehrenamtlichen Engagements ein Flaschenhals – je weniger Konflikte man da durchbringen muss, desto besser für alle.

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