Wie kam es zur Gründung des Ortsverbandes?

Die Initiative ging vom Kreisvorstand aus, der beim Blick auf die Landkarte festgestellt hatte, dass mein Ort der größte ohne eigenen Ortsverband ist.

Die haben also in ihre Mitgliederlisten geguckt und alle im Einzugsbereich wohnenden Mitglieder (so ungefähr 5 bis 10) angeschrieben, ob die Lust haben, was zu starten. Die Resonanz war verhalten – es gibt eben in Parteien auch viele passive Mitglieder, die gern Beiträge zahlen und moralisch unterstützen wollen, aber nicht die Zeit finden oder zu deren Selbstbild es nicht passt, sich aktiv einzubringen. Sei es, weil sie es sich nicht zutrauen, sei es, weil sie als Geschäftsleute, Lehrkräfte oder aus anderen Gründen nicht öffentlich parteipolitisch in Erscheinung treten wollen.

Der Kreisvorstand hat trotzdem eine Veranstaltung vorbereitet (in Landespartei und -fraktion nach „Stargast“ angefragt, Termin festgelegt, Räumlichkeiten in einer Gaststätte gebucht, die Presse informiert – zack feddich, Gründungsveranstaltung organisiert) und auch ein paar Flyer gedruckt, um die Veranstaltung zu bewerben

Learning damals: Auf Layout kommt es nicht unbedingt an, manchmal ist „eindeutig selbstgemacht“ in seiner Authentizität sehr erfolgreich. Oder die Leute sind *trotz* der Flyer gekommen.

Die haben dann Mitglieder des Kreisverbandes zusammen mit einigen Lokalmatadoren/-innen am Wochenende vor der Veranstaltung in der Fußgängerzone verteilt: „Wir wollen hier mal frischen Wind reinbringen – Sie sind herzlich eingeladen!“ + freundliches Lächeln + Frustrationstoleranz haben sich als sehr erfolgreich erwiesen.

Wenn man nicht mehr erwartet, als dass die Leute grummelnd weitergehen bzw. jeder Zehnte mal was Allgemeines über Politik schimpft, kann einem kaum etwas passieren außer positiven Überraschungen.

Übrigens geht’s bestimmt auch ohne „Stargast“ – schließlich besteht da ohnehin die Gefahr, dass lauter Gäste kommen, die nur den Promi sehen wollen, sich aber nicht die Bohne für Engagement vor Ort mit euch interessieren. Dafür macht ihr mit Promi zum Start gleich „mehr Welle“. (Und im worst case ist der Stargast gar kein Star, es kommen lauter Leute euretwegen, nicht seinetwegen, ihr müsst ihm aber trotzdem Raum geben, statt euch auf eure Arbeit zu konzentrieren.)

Wie verlief die Gründungsveranstaltung?

Von den etwa 70 anwesenden Gästen waren ungefähr 3/4 wegen Robert Habeck, Fukushima oder „weil im Ort sonst nix los ist“ da. Entsprechend ging es die meiste Zeit entweder um sehr allgemeine oder höchstpersönliche politische Themen.

Für die Gründung einer Struktur entscheidend waren dann letztlich der zweite Teil, als Stargast und Schlachtenbummler/-innen aufgebrochen waren und der harte Kern der zumindest potentiell an einem Engagement Interessierten zusammenblieb. Moderiert wurde dieser Teil wiederum von einem Mitglied des Kreisvorstands.

Eine kurze Vorstellungsrunde, eine grobe Einführung, was auf die Ortsverbandsmitglieder zukommt, dann ging es auch schon darum, wer den Hut aufbekommt, für die nächste bzw. erste Sitzung einzuladen, es wurde eine E-Mailliste angelegt und ein Gruppenfoto für die Presse gemacht – das war’s dann auch schon mit dem offiziellen Teil.

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